Theranostik, die Verbindung von Therapie und Diagnostik in einem medizintechnischen System, gewinnt für komplexe multifunktionale Medizinprodukte immer stärker an Bedeutung. Die Erfassung spezifischer Vitalparameter und ihre multivariate Analyse und Bewertung in einem mehrdimensionalen Merkmalsraum bilden die diagnostische Grundlage für die jeweilig einzuleitenden therapeutischen Maßnahmen. Deren Wirksamkeit wird oftmals in einem geschlossenen Regelkreis (Closed-Loop-Systeme) weiter optimiert. Am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT sind alle Schlüsseltechnologien und Ressourcen vorhanden, um derartige innovative Systeme einschließlich der zugehörigen miniaturisierten Sensoren und Aktuatoren zulassungsrelevant zu entwickeln, zu fertigen und zu testen. Hierzu zählen insbesondere Reinstraum, messtechnische Labore, Elektronik- und Softwarelabore, feintechnische mechanische Werkstatt und biotechnologische Labore bis hin zu S3-Laboren sowie die Einbindung in Gesundheitsinformationssysteme einschließlich der jeweils erforderlichen Gerätetechnik und den hochqualifizierten Mitarbeitern. Umfassendes Know-how besteht bei den bereits im Entwicklungsprozess zu berücksichtigenden Aspekten einer zukünftigen Zulassung als Medizinprodukt mit entsprechenden Regulatory Affairs einschließlich Risikomanagement und der erforderlichen Dokumentation.
Aufgrund der wachsenden Bedeutung theranostischer Systeme für die medizinische Patientenversorgung und ihres hohen Innovationspotenzials wurden im Sommer 2015 alle am Fraunhofer IBMT auf diesem Gebiet vorhandenen Kompetenzen in einem Geschäftsfeld »Theranostik« gebündelt. Dadurch können abteilungs- und arbeitsgruppenübergreifend die vorhandenen Synergien noch besser als bisher genutzt werden und gemeinsame Projektgruppen zur Bearbeitung nationaler und internationaler Forschungsprojekte gebildet werden. Durch die Zusammenführung des institutsweiten Fachwissens und die klare Darstellung der einzelnen Profillinien im Geschäftsfeld wurde die Zusammenarbeit mit externen wissenschaftlichen Partnern und Industrieunternehmen weiter optimiert. Die Realisierung von FuE-Projekten erfolgt in aufeinander aufbauenden Phasen, zu denen wissenschaftlich-technische Beratung, Machbarkeitsstudie, Prototypentwicklung und Optimierung von Fertigungstechnologien gehören.
Wichtige Anliegen des Geschäftsfelds stellen das Fraunhofer-Leitprojekt »Theranostische Implantate«, und das vom BMBF geförderte Innovationscluster INTAKT dar. Das vom Fraunhofer IBMT koordinierte Projekt dient der Entwicklung, Fertigung, Charakterisierung und präklinischen Evaluierung einer neuen Generation von aktiven vernetzten Implantaten. Dabei wird der Anspruch einer möglichst universellen Basistechnologie verfolgt, um eine Vielzahl von medizinischen Anwendungen zu generieren. Die Bündelung der Exzellenz der 17 Partner aus Forschung, Klinik und Wirtschaft, die Abbildung der gesamten Umsetzungskette im Konsortium und die Berücksichtigung von ethischen, rechtlichen und sozialen Implikationen sind Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung der innovativen Systeme.