Seit mehr als 20 Jahren stehen kälteangepasste Süßwasseralgen, die sogenannten kryophilen Schneealgen, im Mittelpunkt des Interesses einer Forschergruppe des Fraunhofer IBMT unter der Leitung von Dr. Thomas Leya. Am 31. Juli 2013 bricht ein Team aus fünf Experten, darunter Biophysiker, Geologen und Pflanzenphysiologen zu einer vierwöchigen Expedition nach Spitzbergen auf. In diesem Jahr kommt modernste Technik zum Einsatz. Seit Jahren untersuchte und neue Regionen mit Schneealgenbesiedlung werden auf dem Eis mit einem der modernsten Flugsysteme, einem achtmotorigen Helikopter der Firma Ascending Technologies GmbH, kartiert. Entlang der Nordküste Spitzbergens wird das Expeditionsteam unter Leitung des Institutsdirektors, Prof. Dr. Günter Fuhr, neue und bekannte Schneealgenarten in die Laborforschung überführen, sie genetisch und physiologisch charakterisieren und so eine wissenschaftliche wie biotechnologische Nutzung ermöglichen. Am Fraunhofer IBMT befindet sich eine der weltweit umfangreichsten Schneealgensammlungen (CCCryo) mit über 370 Isolaten aus 125 Arten. Diese meist einzelligen Algen sind in vielerlei Hinsicht interessant, einmal, weil sie sich hervorragend bei Temperaturen um den Gefrierpunkt vermehren und damit in den Übergangsjahreszeiten eine Lücke in der deutschen Algenzucht überbrücken könnten. Des Weiteren, weil sie Farbstoffe produzieren, Gele absondern, aber auch eisstrukturierende Proteine exprimieren, die von breiter wirtschaftlicher Bedeutung für die Pharma- und Kosmetikindustrie sind. Derartige Verwertungen in Verknüpfung mit der Grundlagenforschung entsprechen ganz dem Fraunhofer-Modell der angewandten Forschung. Zusätzlich entstehen Filme und Dokumentationen zu den Veränderungen im Polarbereich als einem der härtesten, für die Biosphäre aber auch wichtigen Biotop der Erde.
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