Mit Fraunhofer Innovationen sächsisches Kulturerbe schützen
Das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT ist Partner im neu gestarteten Modellprojekt mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Sächsischen Landesbibliothek
16 Fraunhofer-Institute, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) kooperieren in den nächsten drei Jahren bei verschiedenen Forschungsprojekten zum Erhalt und zur Restaurierung von wertvollem sächsischem Kulturgut. Mit insgesamt 1,5 Millionen Euro finanziert die Fraunhofer-Gesellschaft verschiedene Forschungsvorhaben. Am 08. Dezember 2015 wurde das Modellprojekt mit einer Auftaktveranstaltung im Residenzschloss Dresden gestartet. Die Fraunhofer-Gesellschaft verfügt über große Kompetenzen auf diesem Gebiet und betreibt seit über 25 Jahren Forschung zum Erhalt des Kulturerbes. 2008 begründete sie zusammen mit der Leibniz-Gemeinschaft und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eine „Forschungsallianz Kulturerbe“. Von Beginn an bestand auch eine enge Zusammenarbeit mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) unter anderem bei Rekonstruktionsarbeiten im Grünen Gewölbe, der Entwicklung von Konservierungsmaterialien für die Goldemailpreziosen sowie der Restaurierung und Konservierung von historischem Schriftgut. 2014 assoziierte die Forschungsallianz Kulturerbe auf Anregung des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK) die SKD und die SLUB.
Ein exemplarisches Beispiel für ein innovatives Fraunhofer-Produkt zum
Kulturgüterschutz ist der Klimasensor ART GUARDIAN. Daten wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit lassen sich damit weltweit verfolgen. Das ermöglicht die Kontrolle der strengen Anforderungen der präventiven Konservierung von Kunstwerken auch im internationalen Leihverkehr.
Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange lobte die Allianz: „Nichts ist von Dauer, auch unser reiches sächsisches Kulturerbe ist vom Verfall bedroht. Umso beeindruckender ist es zu sehen, wie die Forschungsallianz von zahlreichen Fraunhofer-Instituten mit der Leibniz-Gemeinschaft, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und den assoziierten sächsischen Partnern auf diesem Felde zusammenwirkt. Museen und Kultureinrichtungen brauchen Forschung. Beide Institutionen profitieren ungemein von dem hier zusammen mit der Fraunhofer-Gesellschaft aufgebauten Netzwerk für ihre Restaurierungs-, Konservierungs- und Dokumentationsmethoden. Der Erhalt vieler Schätze etwa im Grünen Gewölbe wäre schon jetzt ohne diese Forschung nicht zu denken. Ich danke der Fraunhofer-Gesellschaft sehr für ihr weiteres Engagement.“
Prof. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft erklärte: „Der Fraunhofer-Gesellschaft ist der Schutz und die Bewahrung des kulturellen Erbes ein Anliegen, denn sein Verlust ist unersetzlich. Deshalb stellen wir insgesamt 1,5 Millionen Euro für drei Jahre zur Verfügung. Für den Erhalt von Kulturgütern sind nachhaltige Zukunftsstrategien und innovative Technologien gefragt, um die Gelder, die für den Schutz des kulturellen Erbes eingesetzt werden, so effizient wie möglich zu nutzen. Die Fraunhofer-Gesellschaft hat mit dem vorgestellten Modellprojekt einen Grundstein gelegt und bietet darüber hinaus eine langfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeit an.“
Prof. Dr. Hartwig Fischer, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen, sagte: „Die Evaluierung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden durch den Wissenschaftsrat hat unseren Museen exzellente Forschungsleistungen bescheinigt. Wirklich stark sind wir als forschende Einrichtungen aber erst zusammen mit kompetenten Partnern. Ganz besonders gilt das für begleitende und grundlegende Forschungen zu Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen. Deshalb sind wir sehr froh über die Allianz mit Fraunhofer, die wichtige Projekte überhaupt erst möglich macht.“
Prof. Dr. Thomas Bürger, Generaldirektor der SLUB, betonte: „Tradition braucht Innovation. Fraunhofer-Forschung unterstützt die Digitalisierung und Schrifterkennung von Kulturgut in Bibliotheken und nun auch die Restaurierung kriegsbeschädigter wertvoller Handschriften. Forschung hilft, Verborgenes sichtbar, Zerstörtes wieder nutzbar zu machen. Ich danke für die exzellente Zusammenarbeit.“
Der Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft stellt im Rahmen des auf drei Jahre angelegten Modelprojekts 1,5 Millionen Euro für 16 Fraunhofer-Institute zur Verfügung, um mit vernetzten Kompetenzen anstehende Restaurierungs- und Konservierungsprobleme mit den Partnern zu bearbeiten. Am Projekt beteiligt sind auch drei Fraunhofer-Institute aus Sachsen.
Dieses Modellprojekt umfasst die Themen:
- Umgang mit Schadstoffen und Staub in Ausstellungsräumen und Depots
- Entwicklung einer umfassenden Schadens- und Materialanalyse durch Kombination verschiedener 3D-Verfahren
- Entwicklung neuer Restaurierungsmaterialien für Glas- und Emailobjekte
- Virtuelle Rekonstruktion stark kriegsgeschädigter Handschriften der SLUB mit anschließender Restaurierung der Originale auf Basis der Fragmentordnung mittels elektronenstrahlvernetzbarer Bindemittel
- Erarbeitung einer Studie zum sozioökonomischen Wert von Kulturerbe.
Ultraschallsystem zur Schadens- und Materialanalyse
Die umfassende Schadens- und Materialanalyse beinhaltet auch die Aufnahme von Ultraschalltomogrammen an Marmor-, Sandstein- und Holzskulpturen.
Das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT entwickelt in diesem Zusammenhang ein Ultraschallsystem, das die schnelle und automatische Aufnahme solcher Tomogramme erlaubt. Damit können die Skulpturen auf innere Schäden (Risse, Korrosion an Armierungen, etc.) untersucht werden. Neben den Entwicklungsarbeiten leitet Peter Weber vom Fraunhofer IBMT zusammen mit Constanze Fuhrmann vom Fraunhofer IGD das entsprechende Teilprojekt.
Die Ergebnisse der gemeinsamen Forschung werden im Jahr 2018 auf einer großen Abschlussveranstaltung in Dresden im Rahmen des Europäischen Jahres des Kulturerbes vorgestellt und diskutiert.